Es klingt wie eine Mischung aus Detektivstory und Weihnachtsmärchen: Da formt ein bekannter und inzwischen verstorbener Bildhauer vor vielen Jahren das Porträt seines zweijährigen Enkels. Er schenkt die Büste den Eltern. Bei einem Einbruch wird der Bronzekopf dann gestohlen - und ist jetzt nach 13 Jahren wieder aufgetaucht. Und das wörtlich: Ein Hobbytaucher hatte die Büste im Schlamm der Alster entdeckt und nach langer Recherche der Familie zurückgegeben. "Es ist beinahe unglaubwürdig, aber die Sache hat uns sehr berührt", sagt Thekla Müller-Fleer (51). Sie ist die Tochter des Bildhauers Fritz Fleer (1921 - 1997) und Mutter von Jonathan (16), den Fleer porträtiert hatte.
Rückblende, September 2006 nahe der Alsterbrücke Deelböge: Peter Frey kann im trüben Wasser der Alster durch seine Tauchermaske kaum zehn Zentimeter weit sehen. Mit den Händen tastet er den weichen Grund ab. Plötzlich fühlt er Metall. Rund ist es und hohl. "Eine Hitler-Büste", denkt er zuerst und taucht wieder hoch. In der Hand hält der Taucher den Bronzekopf.
Das Fundstück passt aber nicht zu seiner üblichen Beute. "Bunte Fische interessieren mich nicht", sagt Frey, der seinen richtigen Namen nicht veröffentlicht haben möchte. "Ich hab zu Hause eine große Sammlung meiner Funde, nachher bricht da jemand ein!" Der Mann aus Schleswig-Holstein gehört eben zu einer sehr speziellen Taucherszene. Die Malediven reizt sie nicht. "Wir gehen hier in die kleinen Flüsse und Teiche", sagt er. Dort suchen sie im Grund nach alten Dolchen oder Orden. Sammler zahlen viel für solche Sachen. Früher war Frey schon häufiger in der Alster tauchen. "Nach der Wende haben wir dann den Osten abgeklappert, jetzt sind wir wieder hier."
Mit der Büste konnte Frey zunächst nichts anfangen, wurde aber neugierig, als er einen kleinen Stempel-Eindruck sah. Wer ist der Künstler, wer der Junge? Diese Frage weckte seine Neugier, er recherchierte und stieß schließlich auf die Gießerei, wo der Kopf gegossen worden war. "Zu Weihnachten haben wir die Büste zurückbekommen", erzählt Thekla Müller-Fleer, die mit ihrer Familie nicht weit weg von der Alster in Groß Borstel wohnt. Die Einbrecher hatten die Büste offensichtlich seinerzeit gleich in den Fluss geworfen: Jetzt bekommt sie wieder einen Ehrenplatz. Und für Säbeltaucher Frey - brachte ihm der Tauchgang nur eine interessante Geschichte? "Nein, da war noch mehr", sagt er. Denn ein paar alte Bierflaschen habe er noch im Schlamm entdeckt. "Die sind fast 100 Jahre alt - und auch dafür zahlen Sammler gut."
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